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Leipziger Weg für sichere, wirtschaftliche und umweltverträgliche Energieversorgung

By 14. Oktober 2019Juli 30th, 2021No Comments

Mit etwa 40 sehr interessierten Zuhörern fand am 8. Oktober bei der Stadtwerke Leipzig GmbH (SWL) in der Pfaffendorfer Straße 2 im Digital HUB eine Veranstaltung zum Zukunftskonzept der Energieversorgung Leipzigs statt. SWL-Geschäftsführer Dr. Maik Piehler, der erst seit wenigen Monaten in dieser Funktion tätig ist, stellte den Teilnehmern vom Mitteldeutschen Presseclub und vom Marketing-Club vorrangig das aktuelle Fernwärmekonzept vor.

Marketingclub-Präsident Prof. Georg Donat eröffnete den Abend mit dem Hinweis, dass die Stadtwerke 2013 den Marketingpreis erhalten hatten und lud zur diesjährigen Verleihung am 9. Dezember herzlich ein. Frank Viereckl,  Leiter Konzernkommunikation der L-Gruppe und Geschäftsführender Vorstand des Presseclubs betonte, dass dies die erste gemeinsame Veranstaltung der beiden Clubs ist und als Kommunikationsplattform zum gegenseitigen Kennenlernen und Netzwerken dienen solle.

Als Moderator ergriff Wolfgang Brinkschulte, Wirtschaftsredakteur beim MDR und im Vorstand des Presseclubs, einleitend das Wort.

Als Gastgeber und Hauptredner des Abends erklärte Dr. Piehler eingangs die Beweggründe der Suche nach einem neuen Versorgungskonzept für die Fernwärme der Stadt Leipzig seit Ende 2016. Die Versorgung der Stadt wird seit Jahren durch das GuD-Gaskraftwerk in der Eutritzscher Straße in Leipzig und durch das Braunkohlekraftwerk in Lippendorf abgesichert. Dabei gibt es für den Energieversorger immer den Dreiklang aus Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit – also Bezahlbarkeit für den Kunden – und die Umweltverträglichkeit bzw. Ökologie, wie Dr. Piehler hervorhob. Unter dieser Prämisse steht in Frage, ob das Braunkohlekraftwerk Lippendorf die Stadt Leipzig noch in fünf oder zehn Jahren versorgen kann. Es handelt sich zwar um ein modernes KW, aber wie lange ist noch Kohle verfügbar? Hinzu kommt die Frage nach der Wirtschaftlichkeit, wenn es beispielsweise um die CO2-Emissionen gehe, die wesentlich höher sind als bei Gas. Auch andere Emissionen liegen im Grenzbereich, beispielsweise bedenklich ist der hohe Quecksilberanteil der hier verbrannten Braunkohle. Welche strategische Orientierung verfolgt der Betreiber? Beispielsweise gab es bereits mehrere Abschaltungen des EnBW-Blocks wegen Unwirtschaftlichkeit. „Solche Ereignisse waren vor drei Jahren noch nicht absehbar, deshalb haben wir uns energiewirtschaftliche Experten ins Boot geholt, um verschiedene Szenarien durchzuspielen“ erklärt der Geschäftsführer. Bis 2038 wird der Kohleausstieg erfolgen, und bis dahin kann aber auch eine vorzeitige Abschaltung für die Kraftwerksbetreiber lukrativ werden. Darauf müssen sich die Stadtwerke vorbereiten und haben alle möglichen Szenarien entworfen und geprüft. Auf Grafiken zeigte Dr. Piehler Varianten, um ökologische Verfahren auf ihre Verfügbarkeit und Anwendbarkeit zu prüfen. Interessant war z. B. die Nutzung von Seen als Wärmespeicher. Doch, selbst wenn das großtechnisch gelingen könnte, wäre das eine riesige Investition und Störung der Natur. Die Energiegewinnung aus Abwasser fiel gleichfalls aus Kostengründen durch. Ebenfalls Geothermie kommt aufgrund des relativ kalten Wassers unter der Leipziger Tiefebene nicht wirtschaftlich vertretbar in Betracht. So setzt der Versorger auf den Leipziger Weg, der einen „bunten Mix“ von konventionellen Gasturbinen als Übergangstechnologie über regenerative Anlagen mit Biomasse und Holz bis zu Wind- und Solarenergie – teilweise als innovative kleine BHKW-Anlagen kombiniert, umfassen soll. Ein Anfang ist bereits vor Jahren gemacht worden mit eigenen Anlagen, wobei man auf zuverlässige und robuste, kleinteilige, dezentrale, verbrauchernahe und innovative Technik setzt. Nach Realisierung der nächsten Etappe wollen die Stadtwerke in der Lage sein, die Versorgung mit Fernwärme komplett und die  Stromversorgung zu 75 Prozent in eigener Regie zu sichern. Dabei werden auch Warmwasserspeicher eingesetzt, die es bereits neben dem „Panometer“ gibt.

In den nächsten zehn Jahren werden rund 300 Millionen Euro investiert. Darunter bildet den größten Posten das Gasturbinenkraftwerk, das am Standort eines ehemaligen Kraftwerkes im Leipziger Süden bis Ende 2022 entstehen soll und eine Leistung von 150 MW haben sowie mit einem thermischen Speicher von 100 MW ausgestattet wird.

Dr. Maik Piehler betonte, dass man diesen „Leipziger Weg“ beschreite, weil jede Kommune für sich die optimale Strategie entwickeln müsse.

In der anschließenden umfangreichen Fragerunde wurde von einigen betont, dass der Zeitraum bis zur Kraftwerksfertigstellung sehr sportlich sei, wenn man an die aufwändigen Genehmigungsverfahren bedenke. Maik Piehler zeigte sich jedoch optimistisch, weil sowohl die Genehmigungsverfahren als auch die Gespräche mit den Herstellern bereits laufen. Ein weiteres Thema bildete die sichere Gasversorgung in der Zukunft, die durch mehrere Lieferwege abgesichert werden soll.

Zum Schluss überreichte MC-Präsident Georg Donat Herrn Dr. Piehler und Frank Viereckl eine hölzerne Nuss. Vielleicht steckt darin auch ein bisschen Symbolik, denn für die Stadtwerke gibt es in den nächsten Jahren noch so manche harte Nuss zu knacken. Die überreichten sind indes original erzgebirgische Handarbeit und leicht zu öffnen, um die kleine Spieluhr im Innern zu entdecken.

Bei einem Imbiss und vielen anregenden Gesprächen wurde das „Netzwerken“ fortgesetzt.

www.swl.de  www.mitteldeutscher-presseclub.de               BG

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